Khajjam Kulturverein e.V.
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Ein Käufer ging beglückt

Sprüche. Spruchgedicht von Omar Khayyam

Ein Käufer ging beglückt vom Töpferstand
Und trug den schwersten Topf in seiner Hand.
Den Freunden rief der große Topf noch zu:
"Ich kehr zurück mit! Er ist mein Pfand!"

Omar Khayyam

In der Nacht

In der Nacht,
wo keine Sterne blinken,
wo keines Auswegs
Hoffnungsstrahlenwinken,
Schrick nicht zurück,
wenn deine Reihe kommt!
Der Becher kreist,
und jeder muß trinken.

Omar Khayyam

Kein Mensch erklärt die Rätsel der Natur

Sprüche. Spruchgedicht von Omar Khayyam
Kein Mensch erklärt die Rätsel der Natur,
Kein Mensch setzt einen Schritt nur aus der Spur,
Die seine Art ihm vorschrieb, und es bleibt
Der größte Meister doch ein Lehrling nur.

Omar Khayyam

Lehre

Lehre - XLVI

In einem Arm den Krug, im andern den Koran,
Bald auf dem graden Weg, bald auf verbotner Bahn,
So bin ich unter dem türkisgewölbten Dom
Kein ganzer Heide und kein rechter Muselman.

Lehre - XLVII

Als Gott einst meinen Brei zurechtgegossen,
Ist Gut und Böses mit hineingeflossen.
Drum kann ich wahrlich auch nicht besser sein,
Als er mich selbst einst in die Form gegossen.

Lehre - XLVIII

Nach Regeln der Vernunft zu leben,
Ist zwar ein gar vergeblich Streben,
Doch Meister Schicksals flinke Hand.
Schlägt tüchtig zu und lehrt uns leben.

Lehre - XLIX

Durch Heuchelei kannst du das Volk belügen,
Was Gott dir schickt, darein mußt du dich fügen;
Was du für List und Ränke auch ersinnst,
Was hilft´s? Das Schicksal kannst du nicht betrügen

Lehre - L

Der bin ich nicht, daß ich vorm Tode könnte beben;
Viel eher als vorm Tod bangt es mir noch vorm Leben.
Gott hat das Leben mir geliehn auf kurze Zeit,
Wenn er´s zurückverlangt, bin ich´s bereit zu geben.

Lehre - LI

Die Großen, die die Ämter all gepachtet
Und vor Begier nach Gold und Ehr´verschmachtet,
Die sehen den kaum als ´nen Menschen an,
Wer nicht, wie sie, nach Geld und Titeln trachtet.

Lehre - LII

O Herr! von Selbstgefälligkeit erlöse mich!
Lenk mich zu dir, und von mir selbst erlöse mich!
Solang ich nüchtern bin, kenn´Gut und Böse ich,
Vergessen laß im Rausch du Gut und Böse mich.

Lehre - LVIII

Als gestern mich mein Fuß ins Weinhaus trug,
Sah einen trunknen Greis ich, den ich frug:
"Fürcht´st du dich nicht vor Gott?" Er aber sprach:
"Gott ist ja gnädig trink! Du bist nicht klug!"

Lehre - LIX

Khayyam! ob deiner Sünden Last was schämst du dich?
Warum zu beß´rer Einsicht nicht bequemst du dich?
Dem, der nicht sündigt, wird auch nicht verziehn:
Vergebung folgt der Sünde - drum was grämst du dich?

Lehre - LXV

O Frömmler, einen Wunsch nur mir erfülle!
Spar deinen Rat und schweig mir stille.
Glaub mir, ich geh gradaus, du siehst nur schief-
Drum laß mich gehn und kauf dir eine Brille.

Lehre - LXVI

Zu dem Propheten sollt ihr gehn und sagen:
Es läßt Khayyam dich grüßen und ich fragen:
Wie kommt´s, daß saure Milch du mir erlaubt
Und daß ich süßem Weine soll entsagen?

Lehre - LXVII

Geht Khayyam und sagt, ich laß ihm sagen:
Ein Tor nur kann so unvernünftig fragen:
Den Weisen trift ja nicht mein Weinverbot,
Allein dem Toren mußt ich ihn versagen.

Lehre - LXVIII

Was heut hierher mich trieb? Ich sag es unverhohlen:
Ich hatt´in der Moschee ´nen Betteppich gestohlen,
Der ist jetzt alt und schlecht, drum kam - ein seltner Gast-
Ich heute wieder her, ´nen neuen mir zu holen.

Lehre - LXIX

In Kirchen und Moscheen und Synagogen
Wird man um seiner Seele Ruh betrogen.
Doch dem, der der Natur Geheimnis ahnt,
Wird keine Angst vorm jenseits vorgelogen.

Lehre- LXXI

Der ganzen Schöpfung letzter Zweck sind wir,
Im Weltenauge sind die Sehkraft wir.
Die ganze Welt ist wie ein großer Ring,
Wir sind der Edelstein, des Ringes Zier.

Lehre - XXII

Der Tropfen weint; Wie bin vom Meer ich weit!
Das Weltmeer lacht: Vergeblich ist dein Leid!
Sind wird doch alle Eins, sind alle Gott-
Uns trennt ja nur das winz´ge Pünktchen Zeit -

Omar Khayyam

Meinem Vater

Du leichter Schatten, Wolkenschmetterling,
Ich fühle dich an meinen Wimpern hängen.
Der schwarze Schmerz, das dunkle Ding,
Begeistert mich zu strahlenden Gesängen.

Erhebt euch, Brüder, tanzt mit meinem Wort,
Ich will die Verse schön wie Frauenfüße setzen.
Ach, ich bin hier und dort.
Von Sternen nur ein Pfützenglanz, vom Himmel nur ein Fetzen.

Ich deck mit diesem Tuche meine Blöße,
Nackt wandelt nur mein Kamerad, der Tod.
Er achtet mein Gesetz. Ich diene seiner Größe
Und opfre knieend ihm im Morgenrot.

Ich habe nie vermeint, mich selber zu erkennen.
Ich drehte oft am Karrn das fünfte Rad.
Zu Asche muß sich brennen
Die Flamme Mensch, die Gott entzündet hat.

Entzündet hat sie Gott, das Weib soll sie behüten.
Sie aber stellt das Feuer in den Wind.
Der bläst zu Rauch die roten Blüten
Der Mannheit, die wie Hyazinthen sind.

Ein jeder ist von einer Frau geboren,
Die einst ein Mann in seine Arme nahm.
Die Perlenkette reißt. Die Perlen sind verloren.
Und keiner kehrt zurück, woher er kam.

Und wünschte mancher, seiner Mutter
Im Mutterleib verstorbner Sohn zu sein.
Nun treibt es ihn wie einen steuerlosen Kutter
Ins blaue Meer der Menschlichkeit hinein.

Laßt uns die Segel nach den Winden hissen!
Und achtet auf der Möven Flug!
Sie ahnen nicht, sie wissen...
Und ihnen dünkt ihr weißes Sein genug...

Wer schließt das Herz bei göttlichen Gebeten,
Wer schließt die Augen, wenn die Sonne steigt?
Ich hasse euch, ihr höllischen Asketen,
Den grauen Kutten finster zugeneigt.

Ich schließe meine Blicke nur im Kusse,
Wenn das Entzücken tief ins Innre dringt
Und rauschend, gleich dem heiligen Flusse,
Aus Felsgestein die selige Quelle springt.

Da blinkt erhellt die magische Laterne,
Die uns verzaubert zu den Schatten schickt.
Die Nähe scheint zu nah, es scheint zu fern die Ferne,
Und nur der weise Wunsch beglückt.

Wir sind nicht Schatten mehr. Wir wurden zu Gestalten.
Der Töpfer knetet uns aus Ton.
Er meißelt in die Stirn uns dürre Falten
Und stellt uns auf den Markt für Hundelohn.

Wie können wir uns dieses Zwanges wehren?
Sieh; dieser Henkel hier am Krug von Lehm,
In dem wir das erstarrte Handwerk ehren,
Schlang sich als Arm um einen Nacken ehedem.

Du, der Du bist von keinem Mann gezeugt
Und der wie Duft steigt aus dem Sanft der Reben;
Beug Dich vor mir, wie sich mein Knie vor Deinem Wahnsinn beugt.
Vergieb uns, wie wir Dir vergeben.

Omar Khayyam

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