Zeitzeugen
Samstag 9. Oktober 2010 , 19.00 Uhr
in InitiativGruppe (IG) Karlstr. 50, 80333 München
Lesung / Vortragabend mit Delbar Tawakoli, iranische Journalistin und Saman Khoshboui,
zwei ExiliranerInenn
Es ist mittlerweile über ein Jahr her seit die iranische Bevölkerung gegen die Wahlfälschung massiv demonstriert hat. Seitdem sind Hunderte von Menschen durch die Regimediktatur ermordet und verschleppt worden. Tausende mussten flüchten.
Frau Tawakoli, eine namhafte persische Journalistin, ist eine von ihnen: Nach ihrer Flucht in die Türkei, wo sie lange Zeit unter sehr schweren Umständen sich aufhielt, ist ihr mit Hilfe von Journalisten ohne Grenzen die Einreise nach Frankreich gelungen, wo sie erst einmal eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis erhalten konnte. Seit ihrer Rede vor dem europäischen Parlament, in der sie vom Terror gegen die Bevölkerung und der Unterdrückung und Pressezensur gesprochen hat, ist auch ihre Familie im Iran unter massiven Druck geraten. Frau Tawakoli hat ihre journalistische Arbeit im Jahre 1978 bei der Monatszeitschrift „Zaman“ (übersetzt: Zeit) unter dem Chefredakteur Sirous Alinejad begonnen. Seitdem hat sie für verschiedene namhafte Zeitungen und Zeitschriften zu sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und literarischen Themen sowie zu Gleichberechtigung der Geschlechter viele Beiträge geschrieben. Sie ist Mitglied von international Federation of Journalist (IFJ) sowie Revisorin und Mitglied der iranischen Journalistengewerkschaft. Sie war seit 13 Juni 2009 stets Zeugin von Straßenkämpfen und der brutalen Härte des diktatorischen Regimes gegen die friedlichen DemonstrantInnen gewesen. Aufgrund ihrer Informationen zur Ermordung von Neda Agha Soltan am 08. Juli 2009, welche sie an BBC weitergeleitet hatte, wurde der Druck auf sie immer stärker, bis sie schließlich die Flucht aus dem Land ergreifen musste, um einer Inhaftierung zu entgehen. Auch aus diesem Grund hat sie den Journalistenpreis 2009 „Mohamad Amin“ der Presseagentur Reuters erhalten, welchen sie allen inhaftierten, iranischen Journalisten gewidmet hat. Frau Tawakoli wird als Gastreferentin am 09.10.2010 über die Ereignisse im Iran und den Zustand der iranischen Presse berichten. Ihr Vortrag wird in die deutsche Sprache übersetzt.
Ein weiterer Gastreferent ist Herr Saman Khoshboui, der bereits als Kind mit seiner Familie in den schrecklichen Gefängnissen des Islamischen Regimes des Irans verbringen musste und viele seiner Nächsten verloren hat. Er wird seine jahrelangen Erfahrungen als Gefangener und die barbarischen Bedingungen seiner Inhaftierung im diktatorischen Regime des Irans mit uns teilen.
KHOSHBUI, Eine Kindheit im Gefängnis Herr Khoshbui wurde 1978 in Shiraz (Iran) geboren. Im Jahr 1980 wurde er zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern ins Gefängnis gesteckt. Nach zwei Jahren im Gefängnis wurde er von seiner Familie getrennt und in die Obhut seiner Verwandten gegeben, wo er auch aufwuchs. In seiner Studienzeit nahm er an politischen Aktivitäten teil; er wurde 6 Tage lang inhaftiert und auf Grund seiner familiären Vergangenheit von der Universität für immer suspendiert. Nach 5 Monaten des Untertauchens im Iran konnte er mit seiner Frau nach Deutschland fliehen und beantragte hier politisches Asyl.
Die Lesung und Vorträge werden auf Persisch und Deutsch presentiert!